25.05.2022

Warum ein einzelner Anruf zur Gründung von Lemon Systems führte.

Die beiden Gründer von Lemon Systems, Kay Mathiesen und Björn Carstensen, berichten über die Umstände der Gründung des Unternehmens, anfängliche Schwierigkeiten, ein entscheidendes Telefonat und warum sie ihre klaren Ziele nie aus den Augen verloren haben. Ein Interview.

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Björn und Kay, wie habt Ihr Euch kennengelernt und wie entstand die Idee für Lemon®?

Björn Carstensen: Kennengelernt haben wir uns über einen befreundeten Entwickler. Ich war damals Inhaber einer Hamburger Werbeagentur. Wir waren auf der Suche nach einem sehr guten App-Entwickler für unseren Kunden Henkell & Co. Und da sagte mir ein befreundeter Entwickler, es würde eigentlich nur einen guten Apple-Entwickler geben für solche Aufträge. Und er gab mir Kays Nummer und ich rief ihn an. So ging es dann los. Wir waren beide von Anfang an von Apps, ihrer Usability und ihrer starken Performance überzeugt. Viele belächelten damals – das war noch 2007 – Apps als etwas Verspieltes. Wir waren hingegen völlig fasziniert. Und diese Leidenschaft haben wir uns erhalten. Sie treibt uns auch heute noch an. Lange bevor wir Lemon gründeten haben wir zusammen Apps für Kunden wie Henkell & Co, Fürst von Metternich, Dr. Oetker, Sunseeker und andere entwickelt. Das war großer Spaß und wir wollten das immer mal vertiefen. Naja, und das haben wir dann ja auch getan mit Lemon Systems.
 
Kay Mathiesen: Ja. Apps und vor allem die Marke Apple haben uns schon immer begeistert. Ich weiß noch, ich habe damals Software für große internationale Verlage entwickelt. Und 2007 gab es dann diese bahnbrechende Entwicklung, die alles veränderte – das erste iPhone. Es gab überhaupt nichts Vergleichbares. Das hat mich total umgehauen und von da an wollte ich nur noch iPhone-Software entwickeln. Das war viel spannender als alles andere, was ich vorher gemacht habe.

Und wie entstand dann die Idee für Lemon und Mobile Learning?

Kay: Ach ja. Björn und ich kamen damals auf die Idee, eine Quiz-App zu entwickeln. Das war kein Kundenauftrag, sondern eine gemeinsame Spaßidee, aus der ein Projekt entstand. Darüber sind wir dann endgültig zusammengekommen. Das Produkt Lemon hat hier eigentlich seinen Ursprung. Ende 2016 haben wir dann dafür eine Firma gegründet.

Wie kam es dann von der Quiz-App zur Entwicklung Eures Mobile Knowledge Systems?

Björn: Ja, unsere unsere Quiz-App war – wie der Marktführer „Quizduell“ – ein interaktives Quiz-Game, technisch vielleicht sogar etwas besser, aber eben leider doch zu spät am Markt. Der Zug war abgefahren. Aber eines Tages kam dann der Anruf, der unser Leben veränderte. Ein Pharmaunternehmen rief mich direkt an und fragte mich, ob wir unsere Quiz-App nicht auch zur Wissensvermittlung für ihre Vertriebsmannschaft weiterentwickeln könnten. Und das traf mich wie ein Blitz! Ich recherchierte in den kommenden Wochen nach Begriffen wie Gamification, E-Learning und stieß dann auf das junge Thema „Mobile Learning“. Und das war dann der Moment, wo mir klar wurde, das wir hier eine echte Chance hatten, etwas Neues, Nachhaltiges und Besonderes zu schaffen. Das Buzzword „Mobile Learning“ war schon verbreitet, aber es gab überhaupt gar keine echten Mobile Learning-Angebote. Nichts. Nur einfache web-based Apps, also im Prinzip nur Websites und dann fingen wir an, uns wirklich tiefgehend damit zu beschäftigen, wie eine user-freundliche, hochperformante und nachhaltige E-Learning Lösung für Handys und Tablets aussehen müsste.
 
Kay: Wir wollten ein richtig gutes Lernsystem entwickeln. Wir hatten Kontakte zu einer großen Bank und hatten denen damals auch unsere Quiz-App vorgestellt. Sie haben uns dann ihre Open Source Lernsoftware gezeigt, die sie im Einsatz hatten, mit der sie aber unzufrieden waren. Die war auch gruselig. Ihr Problem war, dass die Belegschaft nicht mit der Software lernen wollte, weil sie einfach überhaupt nicht userfreundlich war. Und so fragten sie uns nach einem besseren Konzept. Das war dann der erste offizielle Auftrag. Diese Bank hat also praktisch Geburtshilfe geleistet. Und seitdem haben wir das System permanent weiterentwickelt.

Ist Lemon Systems eher Systemhaus, SaaS-Anbieter oder strategisch beratende E-Learning Agentur – oder von allem etwas?

Björn: Gute Frage. Wir sind eigentlich als reines Systemhaus gestartet und dachten, da sind wir richtig gut und das können wir. Und mehr Service braucht bestimmt auch kein Kunde. Aber unsere Kunden fragen alle fast immer nach strategischer Beratung, nach Hilfestellung bei der Entwicklung von spannendem E-Learning Content und auch nach passgenauen Tools im Bereich Data Analytics. Hier mussten wir dann umdenken und uns personell deutlich breiter aufstellen, um diesen Anforderungen Rechnung tragen zu können. Und unsere Kunden spiegeln uns wider, dass sie das sehr gut finden und freuen sich über diesen erweiterten Leistungsumfang. Der Markt ist einfach extrem unübersichtlich, technisch super heterogen und oftmals noch sehr veraltet. Ich glaube, wir machen unseren Kunden hier ein richtig gutes Angebot – insgesamt oder eben auch nur in Teilen, ganz wie der Kunde es möchte.

Was macht denn ein richtig gutes Mobile Learning & Knowledge Management System für Euch aus?

Kay: Ein gutes System muss vor allem ganz einfach zu bedienen sein, rein intuitiv und ohne Bedienungsanleitung. Und es muss Spaß machen, wenn man es einsetzt. Es muss immer motivierend sein für den Lerner, das ist eigentlich die Hauptsache. Die Leute müssen gerne damit arbeiten, weil sie es sonst nicht benutzen wollen. Und das gilt nicht nur für die Lerner, sondern gleichermaßen auch für die Administratoren, denn die sind ja ebenfalls sehr intensiv mit dem System beschäftigt. Beide Seiten sind gleichermaßen davon abhängig, dass ihr System gut zu bedienen ist.

Und was macht einen guten Software-Entwickler aus?

Kay: Ein guter Entwickler ist jemand, der immer von der Userseite aus denkt. Der nicht nur seine Aufgaben sieht, sondern der immer auch daran denkt, was das für den User für Auswirkungen hat und immer überlegt, wie er die User-Experience weiter optimieren kann. Er sollte selber gründlich testen, was er programmiert hat. Ein guter Entwickler sollte immer offen sein und nicht an seinen Sachen festhalten, sondern immer bereit sein, sich weiterzubilden und immer wieder neue Sachen zu entdecken.

Björn: Wie ein guter Software-Entwickler aussieht? Er hat wenig Haare auf dem Kopf, ist etwas älter und trägt schwarze Rollkragenpullover. So sieht ein guter Software-Entwickler aus (lacht).

Wie sieht Euer Aufgabenbereich jeweils aus?

Björn: Kay verantwortet den gesamten Tech-Bereich der System-Entwicklung über alle Plattformen hinweg und steuert das gesamte Entwicklerteam von mittlerweile fünf Entwicklern. Naja, und ich mache halt den Rest und halte ihm den Rücken frei. Ich kümmere mich um das Finanzielle, das Personal, die Vertriebler, die Verwaltung und um die Außendarstellung des Unternehmens.
 
Kay: Und wenn ich mal nicht code und entwickle, gehe ich Kundenanfragen nach und forsche für Kunden, spiele auch ein wenig Detektiv, d.h. ich finde Fehler und behebe diese. Am Anfang habe ich auch Unterstützung beim Vertrieb geleistet. Aber reden ist nichts für mich. Ich code lieber.

Wie passt Ihr beide als Geschäftspartner zusammen?

Björn: Ich glaube, wir beide ergänzen uns einfach richtig gut. Wir vertrauen uns blind – jeder weiß, dass der andere zu 100% hinter der gleichen Idee steht und absolut bereit ist, 200% dafür zu geben. Diese Leidenschaft, beispielsweise auch am Wochenende oder nachts zu arbeiten und alles zu geben, verbindet uns. Auch haben wir das Glück, dass wir beide uns von den Aufgaben her perfekt ergänzen.

Eure schwerste Herausforderung? Euer größter Erfolg?

Kay: Meine schwerste Herausforderung war der frühe Verlust meiner Eltern, als ich noch sehr jung war. Ich war 26 als mein Vater gestorben ist und 32, als meine Mutter gestorben ist. Das war sehr hart, da habe ich lange mit zu tun gehabt. Mein größter Erfolg steht mir glaube ich noch bevor.

Björn: Die größte Herausforderung für mich persönlich war sicherlich, mit Kay zusammen ein völlig neues Produkt für einen uns unbekannten Markt zu entwickeln und zur Marktreife zu bringen. Wir sind ja komplett bootstrapped und haben unsere gesamten Rücklagen in die Firma gesteckt. Die ersten 4 Jahre waren sicher meine größte berufliche Anstrengung, ohne Zweifel. Nächte lang durcharbeiten, Vollgas geben – ohne wirklich zu wissen, ob das am Ende auch aufgeht. Das war schon sehr hart. Und dann standen wir 2016 auf der ersten Messe – und alle Besucher gingen einfach an uns vorbei. Es schien einfach niemanden zu interessieren. Wahnsinn! Da war ich kurz davor, alles aufzugeben. Und mein größter Erfolg? Ich glaube, meine drei Kinder beim Erwachsenwerden zu begleiten, das ist sicher mein schönster Erfolg. Das hat mich auf jeden Fall am meisten geprägt. Erziehung hat ja auch sehr viel mit Lernen und dem richtigen Weitergeben von Wissen und Werten zu tun. Und es macht unendlich viel Freude, wenn man seinen Kindern etwas von sich selbst weitergeben kann und sieht, wie sie einem vertrauen und zuhören.

Wie seht Ihr eLearning und Mobile Learning in 5–10 Jahren?

Kay: Echte Mobile Learning Anbieter gibt es ja eigentlich nur sehr wenige. Es kommen jetzt ein paar, aber mal sehen, aber das wird dauern. Immerhin belebt Wettbewerb ja bekanntlich das Geschäft. Unser Ziel war immer, das beste Mobile Learning System zu entwickeln. Und ich glaube das ist uns auch gelungen. Vielleicht sind in 5–10 Jahren mehrere Anbieter da. Im Moment meinen viele Wettbewerber, dass eine Web-Lösung schon mobil genug sei, aber das ist natürlich Unsinn und überhaupt nicht zu vergleichen.

Björn: Wenn ich an eines glaube, dann ist es an die weiter wachsende Mobilität – in unserer Arbeitswelt und auch im Privaten. Das wird eher mehr werden als weniger. Wir werden noch sehr viel mehr Dinge in unserem Alltag mit Handys und Wearables tun, als bisher. Und Wissen aufnehmen, Dinge suchen und verstehen wollen, das wird damit immer leichter und immer selbstverständlicher werden. Die nachkommenden Generationen jetzt, die in der Arbeitswelt ankommen, haben hier auch schon ganz andere Anforderungen an die Technik und die Systeme, mit denen sie arbeiten und lernen wollen. Wir haben da auf jeden Fall auch noch ein paar sehr spannende Ideen in unserer Pipeline.

Wo steht Lemon Systems in 5–10 Jahren?

Kay: Ich bin der Meinung wir werden den Mobile Learning-Markt bestimmen. Wir werden diese Nische erfolgreich besetzen, bestimmen und uns weiterhin behaupten, weil wir unser System permanent weiterentwickeln.

Björn: Mal schauen, was die Zeit so bringt. China macht 10-Jahrespläne, aber wir nicht. Davon halte ich auch gar nichts. Unser Ziel ist es, unsere Neugierde zu bewahren und uns immer weiterentwickeln und den Markt weiter mitbestimmen können. Und mit unseren Ideen und Systemen den Menschen wirklich nachhaltig dabei helfen können, vollkommen frei und selbstbestimmt lernen zu können – wann immer und womit auch immer sie wollen. Ohne Regeln. Ohne Limits.

Über Lemon Systems
Die Lemon Systems GmbH mit Sitz in Hamburg wurde 2016 von Björn Carstensen und Kay Mathiesen gegründet. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung des Mobile Learning und Knowledge Management Systems Lemon® spezialisiert und macht digitale Lern- und Wissensinhalte in allen Sprachen und auf allen Geräten erlebbar. Mit Lemon® vereint das Unternehmen die drei Bereiche E-Learning, Corporate Knowhow-Distribution und interne Kommunikation für Teams und Mitarbeiter in einem Mobile Learning und Knowledge Management System.

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